17.Juni 2025

Ritschratschboom – Wenn die Schiebetür zum Donnerschlag wird

Warum uns manche Camper-Nachbarn um den Schlaf bringen – und andere für eine gute Geräuschkulisse sorgen

Ritschratschboom

Es gibt Geräusche, die wecken Kindheitserinnerungen. Das Gluckern einer Kaffeemaschine, das Zwitschern der Vögel beim Sonnenaufgang, das leise Klappern von Geschirr am Frühstückstisch.

Und dann gibt es: RITSCHRATSCHBOOM.
Das ist der Soundtrack der modernen Vanlife-Romantik. Zumindest dann, wenn dein Nachbar mit seinem selbst ausgebauten Campervan den Campingplatz in ein akustisches Actionkino verwandelt – Tür auf, Tür zu, Tür auf, Tür zu... Tag und Nacht. Hauptsache, mit ordentlich Wumms.

Erstmal zum Positiven:

Ich liebe Campervans. Ehrlich. Diese liebevoll ausgebauten Kisten, bei denen man sich fragt: „Wieso ist da eigentlich noch kein Hersteller drauf gekommen?“
Vom Mini-Weinkeller im Kofferraum bis zur herausfahrbaren Regendusche aus dem Dachfenster – es gibt Ideen, die so genial wie verrückt sind.

Die Vanlife-Community ist bunt, kreativ und oft richtig sympathisch.
Da steht dann so ein kleiner Kastenwagen neben deinem Wohnmobil, und trotzdem hat man das Gefühl, der andere ist gar nicht da. Keine Musik, keine Stimmen – nur das leise Surren der Kompressorkühlbox.

Aber…

Dann gibt es die Fraktion Ritschratschboom

Du liegst friedlich im Bett. Es ist 3:57 Uhr. Der Tag dämmert noch nicht mal. Vielleicht hast du gerade von frisch gebackenen Gipfeli geträumt.
Und dann...
RITSCH! – Die Tür geht auf.
RATSCH! – Irgendwas klappert raus.
BOOM! – Tür zu. Fenster vibriert.

Du denkst: „Na gut, vielleicht hat er den Sonnenaufgang verschlafen und muss schnell los.“

Aber keine zwei Minuten später:
RITSCHRATSCHBOOM! – und das Spiel beginnt von vorne.
Und dann nochmal. Und nochmal. Und nochmal. Und nochmal. Und nochmal.
Hunderte Male. Über den Tag verteilt. Fast im Takt mit deiner letzten Geduldsgrenze.

Der Campingplatz als Klangkörper

Es ist schon faszinierend, was so eine simple Schiebetür für akustisches Potenzial hat.
Das Geräusch durchdringt Mark und Bein.
Man hört es beim Kochen, beim Lesen, beim Einschlafen, beim Zähneputzen, beim Grillieren.
Der Boden bebt, die Hunde zucken zusammen, das Weinglas klirrt auf dem Campingtisch.

Und man fragt sich insgeheim:
„Wie oft kann ein Mensch in 24 Stunden eigentlich etwas aus seinem Camper holen – und warum jedes Mal mit der Wucht eines Zuges in den Prellbock?“

Die Vanlife-Meditation

Natürlich könnte man jetzt sagen: „Ist halt Camping. Muss man aushalten.“
Aber ehrlich – muss man das wirklich?
Ein bisschen Rücksicht wäre doch schon ein Anfang. Oder wie wär’s mit einem Gummipuffer an der Tür?
Oder wenigstens einer Notiz an der Türinnenseite: „Bitte leise schliessen – Menschen schlafen auch vor 9 Uhr!“

Denn genau dafür lieben wir doch das Campen eigentlich:
Ruhe. Natur. Freiheit. Und vielleicht ein kleines Plätschern vom Bach – nicht ein Türgewitter mit Surroundsound.

Und am Ende?

Ich winke den Ritschratschboom-Nachbarn trotzdem freundlich zu.
Denn vielleicht hat er in seinem Van eine Kaffeemaschine, die so laut ist, dass er sein eigenes Türdröhnen gar nicht hört.
Oder er denkt einfach:
„Wenn ich schon keinen Fernseher hab, mach ich wenigstens Actionfilm für die anderen.“

Na dann… Film ab. 🎬