03.Mai 2025

Medikamente auf Reisen – wenn die Tabletten mit ins Wohnmobil wollen

Was du beim Camping mit verschreibungspflichtigen Medikamenten unbedingt beachten solltest – inklusive Fahrtauglichkeit, Zolldramen und Kühltaschen-Logik.

Medikamente auf Reisen – wenn die Tabletten mit ins Wohnmobil wollen

Camping ist Freiheit. Spontan losfahren, dort bleiben, wo’s gefällt, und sich keinen Wecker stellen müssen – herrlich! Doch wer regelmässig Medikamente braucht, sollte bei aller Freiheit auch ein bisschen Bürokratie einpacken. Vor allem dann, wenn es über die Landesgrenze hinausgeht.

Denn ja, auch Tabletten müssen manchmal Pässe zeigen. Und wer im Wohnmobil durch Europa oder gar Richtung Marokko tuckert, kann mit einem unscheinbaren Pillendöschen plötzlich mehr Aufmerksamkeit erregen als mit einem 8-Meter-Vollintegrierten auf einem Dorfparkplatz.

Die grosse Frage an der Grenze: „Haben Sie was zu verzollen?“

Spoiler: Deine Medikamente könnten dazugehören – zumindest in bestimmten Ländern. Gerade auf Wohnmobilreisen über Land kann’s zu direkten Grenzkontrollen kommen. Besonders bekannt für strenge Regelungen sind:

  • Marokko (hier gelten viele Medikamente als Betäubungsmittel – auch solche, die bei uns harmlos sind)
  • Türkei (kontrolliert vor allem Schmerzmittel und Psychopharmaka genau)
  • Dubai/VAE (hier kannst du mit falschen Medikamenten wirklich schnell Ärger kriegen)
  • USA (fordern teils ärztliche Nachweise, auch bei Einfuhr geringer Mengen)
  • Thailand (hier sind manche Medikamente ohne spezielle Erlaubnis schlicht verboten)

Auch innerhalb Europas gibt es Unterschiede – besonders dann, wenn du z. B. opioidhaltige Schmerzmittel, Schlafmittel oder Medikamente gegen ADHS mit dir führst. Also: lieber zu viel Papierkram als zu wenig.

Das Must-have im Handschuhfach: Das internationale Medical Certificate

Wer regelmässig Medikamente einnimmt und mit dem Camper unterwegs ist, sollte sich ein internationales ärztliches Attest ausstellen lassen. Klingt aufwendig, ist aber easy – und kann dir im Fall der Fälle viel Ärger ersparen.

Das sollte drinstehen:

  • dein vollständiger Name
  • Name und Dosierung des Medikaments
  • wofür du es brauchst
  • Bestätigung, dass du es persönlich benötigst
  • idealerweise auf Englisch oder Französisch

Tipp: Lass dir das Zertifikat auf einem offiziellen Formular (z. B. der International Narcotics Control Board-Vorlage) ausstellen. Und mach dir gleich ein, zwei Kopien – man weiss ja nie, ob das Original nach Marokko zurückkommt.

Medikamente & Fahrtauglichkeit – keine Kleinigkeit

Ein oft unterschätzter Punkt: Bestimmte Medikamente beeinflussen deine Fahrtüchtigkeit.
Benzodiazepine, starke Schmerzmittel, Schlafmittel oder auch manche Psychopharmaka können deine Reaktionsfähigkeit einschränken – und das kann im Strassenverkehr schnell gefährlich (und im Falle eines Unfalls auch juristisch problematisch) werden.

Wenn du solche Medikamente einnimmst, lohnt sich ein zusätzlicher Gang zum Arzt:
📝 Lass dir schriftlich bestätigen, dass du trotz Einnahme fahrtauglich bist.
Diese Bescheinigung schützt dich, falls du in eine Verkehrskontrolle gerätst – oder bei einem Unfall nachgewiesen werden muss, dass du zurecht am Steuer sassest. Ja, auch im Camper kann man Probleme mit der Polizei bekommen – selbst wenn man nur langsam über den Brenner rollt.

Auch wichtig im Camper: Die richtige Lagerung

Manche Medikamente vertragen keine Hitze – und dein Camper kann sich in der Sonne schnell in eine fahrende Sauna verwandeln. Also:

  • Kühlpflichtige Medikamente (z. B. Insulin) gehören in eine Kühlbox oder einen kleinen 12-Volt-Kühlschrank.
  • Lichtempfindliche Präparate sollten in dunklen Behältern gelagert werden.
  • Und grundsätzlich gilt: Medikamente nie lose in einer Brotdose aufbewahren – Originalverpackung und Beipackzettel helfen dir im Zweifel weiter.

Bonus-Tipp für Vielreisende

Wenn du planst, länger unterwegs zu sein (Grüsse gehen raus an alle Überwinterer in Spanien oder die Skandinavien-Entdecker), dann sprich mit deinem Arzt über einen Reisevorrat. In der Schweiz ist es meist möglich, für mehrere Monate im Voraus Medikamente zu beziehen – sofern die Krankenkasse mitspielt. Ein kurzer Anruf kann da Wunder wirken.

Fazit

Deine Medikamente wollen mit ins Abenteuer – aber sie brauchen einen Pass. Wenn du mit dem Wohnmobil reist, besonders ausserhalb der EU, ist ein internationales Attest fast so wichtig wie das Navi. Und wer Medikamente nimmt, die die Fahrtauglichkeit beeinflussen könnten, sollte sich zusätzlich absichern – denn bei aller Reiselust wollen wir doch alle heil ankommen.